
Artist: Lys Lys
Titel: „Scandifornia“
Album VÖ: 04.09.15
Formate: Download
Label: Freibank Records
Vertrieb: Believe Digital
Website: www.lys-lys.com
Für ihr neues Soloprojekt Lys Lys (“lys“, dänisch für “Licht“) hat die Sängerin und Songschreiberin Dörte Benzner das urbane Leben in Hamburg für mehrere Monate hinter sich gelassen und zuerst gegen ein stilles Haus am Fjord in Dänemark eingetauscht. Songs schreiben. Karge Landschaften. Einsamkeit und keine Ablenkung. Mit den ersten Tracks im Gepäck zieht sie weiter in das ehemalige Sommerhaus von Charlie Chaplin in Venice Beach, Kalifornien. Auf die Ruhe folgt Vitalität. Live spielen, surfen, Verandazeit, neue Begegnungen. Lys Lys geht mit den Songskizzen zurück nach Hamburg ins Studio.
Die sinnliche Suche nach Sinn ist eigentlich schon Teil der Antwort. So finden sich auf Scandifornia nicht eine Klang- und Gedankenwelt. Sondern Streifzüge. Die Dynamik der Stadt koppelt sich mit geschmeidiger Zwanglosigkeit. Scandifornia vollführt mit stilauflösender Wucht das Kunststück, gleichzeitig organisch und elektronisch zu klingen, was mitunter auch an den Vintage-Synthesizern liegt. Die warmen Hymnen verführen, die Beats preschen munter los. Alles handfest und ganz eigenbrötlerisch von Lys Lys selbst gesungen, eingespielt und produziert.
Stahlkalt, strahlend, lasziv, geht es bei dem Song “Machine Love“ zur Sache. Ein infektiöser Hybrid aus Electrobeat und Indie-Pop treibt nach vorne, während die Stimme von Lys Lys schnurrt, kratzt und drauf los haucht. “Robot Heart“ befragt textlich Winkelzüge deutscher Identität. Wie sehr kann man sich fallen lassen? “Déjà Vu“ ist der neue James-Bond-Song in einer Welt, in welcher der Geheimagent von einem Franzosen erfunden worden wäre. “Work“ ist ein funkelnder Kracher, zu dem man tanzen kann und muss, “Only Me“ hingegen eine traurig-schöne Ballade gegen eine sphärisch tirilierende Roberstimme.
Klingt nach musikalischer Grenzgängerei? Ist es auch. Auf Scandifornia kommen Electro, Chanson, Indie und Pop aufs Erfinderischste zusammen. Napster hat sich schon den Song “LFO“ für eine europaweite TV-Kampagne 2014/15 geschnappt.
Scandifornia – das ist eine vertonte Reise. Raus aus der Rushour der Biografie, Verschwinden, Abtauchen, Zurückkommen, um schließlich festzustellen: Lieben und Leben. Das sind Imperien. Man kann dazu tanzen. (Frank Steinhofer)
Dreckiges Gold – Lys Lys und das Prinzip Zufall
Lys Lys, aka Dörte Benzner, setzt mit “Scandifornia“ ihren beiden Soulsisters, Skandinavien und Kalifornien, ein musikalisches Denkmal. Ihre Musik schwebt zwischen der kalten Schönheit skandinavischer Nächte und dem heißen Puls von Venice Beach. Und dazwischen natürlich das Meer, Dörte’s große Inspiration, ihre große Liebe. Sein Rauschen fängt sich in den Oszillatoren der Vintage Synthesizer, die selbst wie kleine Schiffe klingen, die technische Geräusche während einer großen Fahrt ausspucken.
Auf “LFO“ folgen sie jenem Zufallsprinzip, das diesen Synthesizern eigen ist, ein Zufall, den Lys Lys liebt, den sie einsetzt in der Spannung zu den elegant komponierten Beats und ihrer vibririerenden Stimme, die sich hinter jedem Effekt verbirgt. “Your cutoff frequency / Does not go well with my waveform / My sustain level / Is different from your decay time“
Ihr Leben ist eine immerwährende grosse Fahrt. Schweden, Dänemark, Hamburg, LA, wieder Hamburg, immer verbunden mit dem heftigen Wunsch, mit ihrer Musik zu reisen oder auf den Reisen ihre Musik zu finden. Neues zu hören und zu singen. Ein Leben wie John und Yoko mit Room Service im Hotelzimmer, auf der ewigen Durchreise, einsam manchmal, und doch wäre alles so leicht “We could be Yoko and John“ (Yoko and John), er müsste doch einfach nur zu ihr rennen. Und alles, alles dreht sich um die Liebe. Doch diese kann sich in einem Roboterherz “Robot Heart“ verstecken oder erotische Gelüste als Maschinensex fordern. “Use that machine on me again, I wanna play“ (Machine Love). Ist ihr zu viel oder zu wenig, passt selten. Die ewige Sehnsucht versteckt sich hinter der gespielten Kälte. Oder beklagt das Zuviel, das Zuwenig und was noch alles hätte werden können. Ein Ohrwurm, dieses “Much too much“, ein Duett mit dem französischen Sänger und Schauspieler Louis- Ronan Choisy (Film: “Le Refuge”, François Ozon).
Lys Lys’ Stimme, mal sexy verhaucht, mal kalt mit stählerner Attitüde swingt zu den rumpelnden Synthesizern. Korg und Moog klingen “wie dreckiges Gold“ (Lys Lys), zaubern und pfeifen eine eigene Melodie, von Hand Gespieltes mischt sich mit den Vintage Sounds der 80er. Samples, Beats und Selbstgemachtes. Extrem rhythmisch, nie aufdringlich. Dörte hat nicht nur komponiert, sondern selbst eingespielt. Ein paar Musiker als Gäste gönnte sie sich, aber nur so viele, dass der Sound in ihrem eigenen Kopf, dem sie auf dem Album nachjagt, nicht gestört, sondern unterstützt wird.
Lys Lys live zu erleben heisst: auf die Tanzfläche und toben bis man umfällt. Sie spielt mit ihren Maschinen und will dazu eine Band um sich herum. “Immer allein auf der Bühne, macht keinen Spaß“, und so stellt sie sich mit wechselnden Formationen vor ihr Publikum, femme fatale oder coole Electro-Rockerin, oder so lieblich wie ihr Foto auf dem Cover: Allein in einem Auto mit vom Regen zugeperlten Scheiben, im Grau, mit einem erdachten Sonnenstrahl, Lys Lys eingefasst in Bienenwaben. Ja, hier komponiert und singt und swingt und herrscht - ob auf französisch oder englisch - eine Königin des minimalen Pop. Mit einer Stimme, die ins Blut geht, ins Herz oder in die Seele. Gelée Royale. (Marianne Enzensberger)
Web:
www.lys-lys.com
www.facebook.com/lyslysmusic
www.soundcloud.com/lyslysmusic
www.youtube.com/lyslysmusic